EINLADUNG zum VORTRAG VON PROF. EVELYN FOX KELLER
Wird es jemals "eine Newton des Grashalms" geben?
Evelyn Fox Keller wird im deutschsprachigen Raum als "grande dame" des
wissenschaftskritischen Feminismus wahrgenommen. Die Professorin für
Wissenschaftsgeschichte und -philosophie am MIT in Cambridge ist allerdings
promovierte theoretische Physikerin -- und hat sich noch nie in Schubladen
kategorisieren lassen.
"Auch ein Lebenslauf kann eine Biographie sein", schreibt Evelyn Fox Keller
1998 in ihrem Buch "Das Leben neu denken". Kellers Lebenslauf liest sich
spannender als ein Roman: zunächst interessierte sie sich nicht für die
Naturwissenschaften, entdeckte am College aber ihre Liebe zur Physik -- unter
hundert Doktoranden an der Harvard University war sie schließlich die
einzige in theoretischer Physik. Man legte ihr allerdings nahe, für die
Dissertation ein molekularbiologisches Thema zu wählen, da "theoretische
Physik nichts für Mädchen sei". Fox Keller musste also -- was damals nicht
unüblich war -- kurzerhand in die Molekularbiologie wechseln -- ihr
Doktorvater war der spätere Nobelpreisträger Walter Gilbert, der diesen
Schritt ebenfalls gemacht hatte. Dies mag Auslöser für ihre weitere Laufbahn
gewesen sein: Fox Keller kreierte eine eigene Disziplin, die Biomathematik,
bevor sie unter dem Einfluss des Feminismus der siebziger Jahre begann, sich
kritisch mit der Beziehung von wissenschaftlichem - männlich dominiertem -
Establishment und der Rolle von Forscherinnen darin auseinanderzusetzen. Die
Naturwissenschaften, im speziellen Physik und Biologie, blieben aber
weiterhin Ausgangspunkt ihrer Überlegungen -- so beschäftigte sie sich auch
mit den erkenntnistheoretischen Grundlagen der Quantenphysik.
Auf Einladung von Anton Zeilinger hält Evelyn Fox Keller einen Vortrag an
der Fakultät für Physik der Universität Wien. Unter dem provokanten Titel
"Darwin ist the Newton of Biology?" geht sie der These nach, ob aktuelle
gentechnische Forschungsergebnisse Kants Aussage "es werde nie einen Newton
des Grashalms geben" Lügen strafen.
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Prof. Evelyn Fox Keller
Massachusetts Institute of Technology, Cambridge (USA)
DARWIN IS THE NEWTON OF BIOLOGY?
Vortrag in Englisch
Mittwoch, 3. November 2010, 17.00 Uhr s.t.
Christian Doppler Hörsaal der Fakultät für Physik
Boltzmanngasse 5, 1090 Wien
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Biografie:
Evelyn Fox Keller promovierte 1963 in theoretischer Physik an der Harvard
Universität. Bevor sie sich mit Philosophie und feministischer
Wissenschaftskritik auseinandersetzte, arbeitete sie einige Jahre an der
Schnittstelle zwischen Molekularbiologie und Physik/Biomathematik. Nach
zahlreichen Lehraufträgen an renommierten amerikanischen Universitäten
wechselte sie schließlich 1992 als Professorin für Wissenschaftsgeschichte
und --philosophie zum MIT in Cambridge.
Zu ihren bekanntesten Arbeiten zählen:
"Barbara McClintock: die Entdeckerin der springenden Gene" (1983)
"Liebe, Macht, Erkenntnis. Männliche oder weibliche Wissenschaft? (1986)
"Das Leben neu denken. Metaphern der Biologie im 20. Jahrhundert" (1994)
"Das Jahrhundert des Gens" (2000)
Rückfragehinweis:
Mag. Ursula Gerber
Quantenoptik, Quantennanophysik, Quanteninformation
Fakultät für Physik
Boltzmanngasse 5
1090 Wien
ursula.gerber@univie.ac.at
Tel.: 0650/8175040
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Mag. Maria Fraczek
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