Film und Disku Bedingungen und Möglichkeiten linker Politik

[psaiko]

Filmvorführung
"Über Bedingungen und Möglichkeiten linker Politik und Gesellschaftskritik"
Eine Dokumentation des Konkret-Kongresses von 1993

mit einer Einführung und Kommentaren von Stephan Grigat

Freitag, 25. Mai 2012, 18:30
Fakultätsvertretung HuS, Rathausstraße 19-21, 1010 Wien

Der Niedergang der Sowjetunion und die deutsche Wiedervereinigung 1989/90 stellte die bundesrepublikanische deutsche Linke vor einige tiefgreifende Widersprüche und Fragestellungen (die sich teilweise zwar schon in den 1980er Jahren angebahnt hatten, nun aber ungebremst ausbrauchen). Solle man für die Wiedervereinigung sein, weil DDR und Sowjetunion ein Projekt waren, das mit emanzipatorischen Grundsätzen kaum in Einklang zu bringen war? Oder bedeutete die Wiedervereinigung Deutschlands nicht auch die Aufhebung der letzten Erinnerung daran, dass es Deutschland und Österreich waren, die für den Zweiten Weltkrieg und das nationalsozialistische Vernichtungsprojekt verantwortlich waren – eine Erinnerung, welche die Bundesrepublik bis dahin davon abhielt, wieder Weltmacht zu werden?

Zu diesen grundlegenden Fragen kam die Erfahrung der Pogrome von Mölln, Rostock, Hoyerswerda, Mannheim usw. in den Jahren 1991ff hinzu. Drohte gar ein "viertes Reich"? Vor diesem Hintergrund trafen sich 1993 rund 1500 Linke aus den unterschiedlichsten Spektren am Kongress der Zeitschrift Konkret in Hamburg, welche kaum mit einem derartigen Andrang gerechnet hatte. Die Debatten zur Frage, wie die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland verlaufen und zu deuten sind, waren nicht nur kontroversiell, sondern von einer Intensität geprägt, wie sie heute kaum noch vorstellbar ist. Es schien, als würde auf diesem Kongress die Frage "Sozialismus oder Barbarei" entschieden werden. Es war vielleicht das letzte Mal, dass so unterschiedliche Positionen auf einem Podium zusammen kamen.

Aus zweierlei Gründen ist der Konkret-Kongress interessant und auch für heutige Diskussionen noch relevant. Einerseits wird deutlich, dass es den Leuten um etwas ging – ganz im Gegensatz zu heutigen Debatten, die, auch wenn es um bluternste Angelegenheiten geht, durch einen akademischen Jargon, die Sache um die es eigentlich gehen müsste, ignorieren oder verharmlosen. Andererseits wurden auf dem Kongress grundlegende Diskussionen angestoßen, die teilweise auch die heutigen linken Debatten noch bestimmen, ohne, dass heute deren Ausgangspunkt immer noch allgemein bekannt wäre.

Wir wollen uns deshalb gemeinsam das Video des Kongresses (ca. 2 Stunden) anschauen. Stephan Grigat, der den Kongress 1993 besucht hat, wird auf Einladung der Fakultätsvertretung HuS den Kontext des Kongresses einleitend erläutern, gegebenenalls den Film kommentieren und im Anschluss für eine Diskussion zur Verfügung stehen.

http://www.konkret-verlage.de/kvv/kt.php?texte=06